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Titel

Jugend ohne Gott - Ein Film über die Liebe

Originaltitel

Jugend ohne Gott - Ein Film über die Liebe

Filmtyp

Langfilm

Herstellungsjahr

2017

Herkunftsländer

Deutschland

Länge

01:54:00 (hh:mm:ss)

Sprachversion

dt.synchr.

Sprache Ton

Regie

Alain Gsponer

DarstellerInnen

Alicia von Rittberg (Nadesh), Emilia Schüle (Ewa), Jannis Niewöhner (Zach), Livia Matthes (Samira), Fahri Yardim (Lehrer), Anna Maria Mühe (Loreen), Jannik Schümann (Titus), David Meier (Ronen), Steffen Wink (Polizist), Chris Theisinger (Polizist im Gerichtssaal)

Verleiher

Constantin Film

Inhalt

Der Schweizer Regisseur Alain Gsponer hat für seine Verfilmung von Ödon von Horváths Roman „Jugend ohne Gott” die Handlung in eine nahe Zukunft verlegt. In einer Gesellschaft, in der sich jeder selbst der nächste ist und von allen widerspruchslose Unterordnung unter ein in höchstem Ausmaß leistungsorientiertes System erwartet wird, kommen nicht nur das Miteinander, sondern auch alle Gefühle zu kurz. Der immense Druck, den das für jeden Einzelnen bedeutet, macht Jugendlichen speziell zu schaffen. Denn wer nicht ausreichend gut „performt“, gerät in Gefahr in einen der niedrigen Sektoren verbannt zu werden, wo sie oder ihn ein entbehrungsreiches Leben ohne jeglichen Komfort erwartet. In der Schulklasse, die in einem Camp in den Bergen um die wenigen begehrten Plätze an einer Eliteuniversität kämpfen muss, beherrschen daher Angst und Anspannung den Alltag. Begleitet von ihrem Lehrer und vor Ort von einer undurchsichtig agierenden Psychologin angeleitet, versucht daher jede/r nicht nur sein oder ihr Bestes zu geben, sondern trachtet vor allem auch danach, die anderen hinter sich zu lassen. Der nachdenkliche Zacharias, der Tagebuch schreibt, um den Suizid seines Vaters zu verarbeiten, teilt dort sein Zelt unter anderem mit der leistungsorientierten Nadesh, die sich vor allem deshalb für ihn interessiert, weil sie hofft, dass ihr dieses Engagement ein paar Extrapunkte bringt. Bei einem gemeinsamen Orientierungslauf beobachtet sie Zacharias‘ Begegnung mit dem Mädchen Ewa, einer „Asozialen“, die den ihr zugewiesenen Platz verlassen hat, im Wald lebt und sich mit Diebstählen durchbringt. Zurück im Camp beschuldigt Zacharias Nadesh sein Tagebuch gestohlen zu haben und die beiden geraten in einen heftigen Streit. Wenig später wird die Schülerin erschlagen im Wald aufgefunden. Ewa, an deren Kleidung das Blut des Opfers gefunden wurde, wird verhaftet und vor Gericht gestellt …

Alterskennzeichnung

Der Schweizer Regisseur erzählt die Geschichte in mehreren, einander zeitlich großteils überlagernden Teilen, jeweils aus der Perspektive eines anderen Protagonisten. Während wir also zuerst Nadeshs Erleben folgen, kehren wir anschließend an den Anfang der Geschichte zurück und erleben sie erst aus Zacharias‘ und dann aus der Perspektive des Lehrers. Neben der Länge des Films und der durch die Unsicherheit erzeugten durchgehenden Spannung ist es auch diese Erzählweise, die ihn für Jüngere ungeeignet erscheinen lässt. Die gezeigte Welt ist kalt und verlogen und zu trauen ist ohnehin niemandem. In der strengen Hierarchie dieses totalitären Systems scheint jeder jeden zu betrügen und eine klare Zuordnung zu Gut oder Böse ist kaum möglich. Das Mädchen Nadesh, das sich zu Beginn als Identifikationsfigur angeboten hätte, agiert ebenfalls zwiespältig und ist nach dem ersten Drittel des Filmes tot. In der Beantwortung der Frage, wer sie getötet hat, entwickelt sich der Film nach und nach zu einem Thriller, der einige nachhaltig verstörende Elemente enthält. Besonders erwähnenswert sind etwa die detailliert gezeigte Entfernung des Ortungschips aus Zacharias‘ Hand oder die nach und nach immer konkreter gezeigte Tötungsszene. Als für Jüngere problematisch fanden auch die beiden Selbstmorde Erwähnung. Die Kommission sprach sich daher nach einer längeren Diskussion mit knapper Mehrheit für eine Freigabe ab 14 Jahren aus.

Positivkennzeichnung

In der dystopischen Welt, die hier geschildert wird, findet die Auseinandersetzung mit dem System – anders als in den, bei Jugendlichen beliebten Filmen der „Hunger Games-“ oder „Maze Runner-“ Serien – nicht auf kriegerische Weise statt. Der Film macht vielmehr deutlich, dass es die ethisch-moralische Verantwortung und Entscheidung jedes Einzelnen ist, ob und wie er sich an einem unmenschlichen System beteiligt, und zeigt zudem, dass die Zugehörigkeit zur Elite, allen Annehmlichkeiten zum Trotz, weder Glück noch Zufriedenheit garantiert. Dementsprechend durchläuft vor allem der Lehrer, genau wie die von Horváth entworfene Figur, diverse schmerzhafte Prozesse, in denen er sich mit der Frage von Schuld und Verantwortung und mit seinen eigenen Fehlern auseinandersetzen muss. Die Literaturverfilmung, die in vielen wesentlichen Aspekten nah an der Vorlage bleibt, ist hervorragend gespielt und in einer beeindruckenden Naturkulisse stimmig in Szene gesetzt. Der Film ist daher für Jugendliche ab 14 Jahren empfehlenswert als Literaturverfilmung bzw. Diskussionsfilm.


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