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Titel

Nur eine Frau

Originaltitel

Nur eine Frau

Filmtyp

Langfilm

Herstellungsjahr

2018

Herkunftsländer

Deutschland

Länge

01:32:34 (hh:mm:ss)

Sprachversion

deutsch

Sprache Ton

Regie

Sherry Hormann

DarstellerInnen

Almila Bagriacik (Aynur), Rauand Taleb (Nuri), Meral Perin (Deniya), Mürtüz Yolcu (Rohat), Armin Wahedi (Aram), Aram Arami (Tarik), Merve Aksoy (Shirin), Mehmet Atesci (Sinan), Jacob Matschenz (Tim), Lara Aylin Winkler (Evin), Idil Üner (Dilber)

Verleiher

Filmladen Filmverleih GmbH

Inhalt

Hatun Aynur Sürücü kommt 1982 als Tochter sunnitischer Kurden in Berlin zur Welt. Am 7. Februar 2005 wird sie im Alter von 23 Jahren von ihrem jüngsten Bruder Nuri in der Nähe ihrer Wohnung mit drei Kopfschüssen getötet. Mit dem Wissen um ihr Ende erzählt Aynur den Zuseher/innen ihre Geschichte: Noch minderjährig wird sie von ihrem Vater vom Gymnasium abgemeldet, um in der Türkei an einen Cousin verheiratet zu werden. Nachdem sie von ihrem Mann misshandelt worden ist, kehrt sie zu ihrer Familie nach Berlin zurück, wo sie im Mai 1999 ihren Sohn Can zur Welt bringt. In ihrer Familie ist sie nicht willkommen, daher zieht sie zunächst in ein Wohnheim für minderjährige Mütter und später in eine eigene Wohnung. Neben ihrem Job in einem Supermarkt holt sie ihren Hauptschulabschluss nach und beginnt eine Lehre als Elektroinstallateurin. Sie verliebt sich in Tim, aber die Beziehung zerbricht nach etwa einem Jahr, weil Tim es nicht aushält, dass Aynur immer heftiger von ihrer Familie bedroht wird. Für ihren „westlichen“ Lebenswandel wird sie schließlich von ihrem eigenen Bruder mit dem Tod bestraft.

Alterskennzeichnung

Obwohl der Ausgang der Geschichte von Anfang an bekannt ist, wirkt das kaum entlastend, da man im Verlauf des Films die Hauptfigur sehr gut kennenlernt und ihr sehr nahekommt. Aynur ist eine selbstbewusste junge Frau, die selbst bestimmen möchte, wie sie ihr Leben lebt – und die damit gegen die in ihrer Familie geltenden Regeln und Traditionen verstößt. Dadurch gerät sie auch in Gefahr, denn die Bedrohung durch die Brüder, aber auch durch Mutter und Schwester wird immer heftiger. Die Familie ist für sie kein Schutzraum mehr, wie das normalerweise der Fall wäre. Sie selbst steht im Konflikt zwischen der Liebe und Loyalität, die sie für ihre Familie empfindet, und dem Wunsch, ihr Leben frei zu gestalten. Sie erlebt Gewalt durch ihren Ehemann, sexuellen Missbrauch durch ihren Bruder, Telefonterror durch ihre Familie und wird in einem Bus von ihrem Bruder geschlagen. Hilfe findet sie kaum, denn der einzige Bruder, der zu ihr hält, lebt weit weg in Köln und ihr Freund verlässt sie aus Angst vor der Familie. Abgesehen davon ist die Geschichte von Evin, die sich mit Nuri verloben soll, sehr belastend. Die an sich frei erzogene junge Frau wird sehr schnell zur streng kontrollierten Heiratskandidatin, die sich nur mit Hilfe ihrer Mutter aus ihrer Lage befreien kann. Dafür müssen die beiden aber ihr bisheriges Leben und ihre Identitäten aufgeben, denn sie müssen in ein Zeugenschutzprogramm. Weitere Einschränkungsgründe waren Kommentare wie „Ungläubige darf man töten!“, die entsprechend reflektiert und eingeordnet können werden müssen, sowie das Rauchen und einige derbe sprachliche Elemente. (Freigabeempfehlung: ab 14 Jahren)

Positivkennzeichnung

Der Ehrenmord an Hatun Aynur Sürücü war der erste, der große Schlagzeilen machte. Die Gerichtsverfahren zur ihrem Fall sind bis heute nicht abgeschlossen, und auch das Thema ist bis heute aktuell. Ganz aus Aynurs Perspektive erzählt, legt der Film die Identifikation mit ihr nahe. Sie bleibt stets lebensbejahend und versucht, sich „freizuschwimmen“, ohne dabei den Kontakt zu ihrer Familie abzubrechen. Trotz einer gewissen Dämonisierung der Brüder und der Mutter zeigt der Film sehr wohl, dass es unter Türk/innen auch andere Lebensentwürfe gibt, etwa jenen von Evin und ihrer Mutter. Der Film gewährt engagiert und realitätsnahe Einblicke in eine Parallelwelt, die es nicht nur in Berlin geben dürfte. Er lässt die Zuseher/innen miterleben, was Frauen in patriarchalisch geprägten Familien erleiden müssen, fördert ein größeres Verständnis in Hinblick auf dieses Thema und macht Mut, im Fall des Falles nicht wegzuschauen, sondern Hilfe anzubieten. Mit den Standbildern, Videos und Aufnahmen der echten Aynur sowie den vom deutschen Bundeskriminalamt BKA zusammengefassten Motiven für einen Ehrenmord, die als roter Faden dienen, ist dieser starke Film auch formal überzeugend gemacht („empfehlenswert als Diskussionsfilm ab 14 Jahren“).


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