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Titel

Der Vorleser

Originaltitel

The Reader

Filmtyp

Langfilm

Herstellungsjahr

2008

Herkunftsländer

Deutschland, USA

Länge

02:04:22 (hh:mm:ss)

Sprachversion

dt.synchr.

Sprache Ton

Regie

Stephen Daldry

DarstellerInnen

Kate Winslet (Hanna Schmitz), David Kross (Der junge Michael Berg), Ralph Fiennes (Michael Berg), Lena Olin (Rose Mather/ Ilana Mather), Bruno Ganz (Professor Rohl), Jeanette Hain (Brigitte), Susanne Lothar (Carla Berg), Matthias Habich (Peter Berg), Jürgen Tarrach (Gerhard Bade), Hannah Herzsprung (Julia), Karoline Herfurth (Marthe), Burghart Klaußner (Richter), Sylvester Groth (Staatsanwalt), Alexandra Maria Lara (Die junge Ilana Mather)

Verleiher

Senator Film Verleih GmbH

Inhalt

Verfilmung des höchst erfolgreichen, gleichnamigen und mehrfach preisgekrönten Romans (1995) von Bernhard Schlink. Der Film erzählt im ersten Teil, der in den 50er Jahren angesiedelt ist, die ungewöhnliche Liebesgeschichte zwischen einem 15-jährigen Burschen und einer mehr als doppelt so alten Straßenbahnschaffnerin. Aus unerfindlichen Gründen führt sie ihn in die Geheimnisse körperlicher Liebe ein, während er ihr Weltliteratur vorliest. Diese ersten sexuellen und emotionalen Erfahrungen prägen ihn für sein Leben. Plötzlich ist die Frau verschwunden. Im Mittelteil, dem Herzstück des Films, begegnet der Protagonist, inzwischen 23-jähriger Jusstudent, der Frau in einem Kriegsverbrecherprozess wieder. Angeklagt als Aufseherin im KZ-Auschwitz soll sie den Tod hunderter Frauen mitverschuldet haben. Auch an Selektionen soll sie mitgewirkt haben, ein angeblich von ihr verfasstes Protokoll dient als Beleg. Tatsächlich aber ist sie Analphabetin, verschweigt dies aber aus Scham und nimmt die Schuld auf sich. Sie wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Der junge Mann, der ihr Geheimnis entdeckt und sie entlasten könnte, schwankt zwischen Respekt vor ihrer Entscheidung und der Herstellung von Gerechtigkeit. Doch er schämt sich, seine Verbindung zu ihr zu enthüllen. Der letzte Filmakt zeigt, wie die Frau im Gefängnis mithilfe von Literaturkassetten, die der Protagonist besprochen hat, lesen und schreiben lernt. Briefe von ihr an ihn bleiben unbeantwortet. Als nach 20 Jahren die vorzeitige Entlassung ansteht, ist er die einzig bekannte Bezugsperson, an die sich die Gefängnisleitung wenden kann. Ein Wiedersehen im Gefängnis bleibt distanziert und förmlich und ist für beide Seiten enttäuschend. Am Tag der Entlassung wählt die Frau den Freitod. Ihr testamentarischer Wunsch nach einer eher symbolischen Wiedergutmachung an eine Holocaust-Überlebende wird von dieser zurückgewiesen. Nach Jahren des Schweigens erzählt der Protagonist seiner Tochter am Grab der Frau ihre gemeinsame Geschichte.

Alterskennzeichnung

Zu bedenken ist, dass der erste Filmteil ein atmosphärisch dichter, mit erotischen Szenen durchsetzter Film ist, demgegenüber der Mittelteil und der Schluss wenig Jugendschutzrelevantes zu bieten haben. Jüngeren Kinogehern dürften es die Zeitsprünge schwermachen, in die Geschichte hineinzufinden und dem Geschick der männlichen Hauptperson zu folgen. Die Kommission empfiehlt eine Freigabe ab 12 Jahren.

Positivkennzeichnung

Das Leben des männlichen Protagonisten wird überschattet von seiner obsessiven Liebe und dem damit verbundenen Scham- und Schuldgefühl zu einer Mithelferin der NS-Tötungsmaschinerie. Innerlich zerrissen bleibt er zeit seines Lebens bindungsunfähig. In dieser Figur spiegelt sich die Erfahrung der Nachgeborenen, die nach Kriegsende entdecken mussten, dass Menschen, bei denen sie aufwuchsen, an Furchtbarem beteiligt waren. Ohne Antworten zu liefern, wirft der Film Fragen nach Schuld und Versagen, Recht und Gerechtigkeit, Egoismus, Verantwortung und Moral auf. Dass der männliche Protagonist keinen Frieden finden kann, ist eine Metapher dafür, dass das Unfassbare nicht fassbar ist, dass Gerechtigkeit für die Opfer nicht zu erlangen ist und dass es für niemanden Versöhnung und Vergebung gibt. In der weiblichen Protagonistin wird deutlich, dass die Täter keineswegs Monster waren, vielmehr Menschen, die sich als Mitläufer oder Täter schuldig machten. Ihr Analphabetismus kann als Chiffre für die Unfähigkeit gelesen werden, die Zeichen der Zeit zu erkennen und das NS-Unrechtsregime zu durchschauen. Im Unterschied zur Romanvorlage löst der Film die chronologische Erzählstruktur zugunsten von unterschiedlichen Zeitebenen auf und verknüpft so mit einer geschickten Bild- und Tonmontage Gegenwart und Vergangenheit, Gefühlswelt und Realität. Wie schon zuvor das Buch fand auch der Film nicht nur positive Aufnahme. Die Kommission entschied: empfehlenswert als Literaturverfilmung/Drama ab 14 Jahren.


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