JMK

Die Eleganz der Madame Michel

Le hérisson

Langfilm

2009

Frankreich, Italien

01:39:28 (hh:mm:ss)

dt.synchr.

Mona Achache

Josiane Balasko (Renée Michel), Garance Le Guillermic (Paloma Josse), Togo Igawa (Kakuro Ozu), Anne Brochet (Solange Josse), Ariane Ascaride (Manuela Lopez), Wladimir Yordanoff (Paul Josse), Solange Le Picard (Colombe Josse), Jean-Luc Porraz (Jean-Pierre), Gisèle Casadesus (Madame de Broglie), Mona Heftre (Madame Meurisse), Samuel Achache (Tibère), Valérie Karsenti (Tibères Mutter), Stephan Wojtowicz (Tibères Vater)

Constantin Film

Die aufgeweckte 11-jährige Paloma lebt mit ihrer Familie in einem alten, luxuriösen Haus in einer großzügigen Wohnung mitten in Paris - man merkt, hier wohnen nur begüterte Leute, abgesehen von der Concierge, Madame Michel. Paloma filmt mit ihrer Kamera immerzu das tägliche Geschehen rund um sich selbst und hält ihre persönlichen Gedanken auf Video fest. Das überaus intelligente Mädchen fühlt sich weder von den Eltern noch von ihrer Schwester verstanden und so beschließt sie, sich an ihrem nächsten Geburtstag (in 165 Tagen) das Leben zu nehmen. Der Tod eines Mieters bringt unvorhergesehen etwas Unruhe in diese in sich geschlossene Gemeinschaft des Hauses und es entwickelt sich eine zarte Freundschaft zwischen der eher mürrischen Concierge und dem Mädchen. Paloma durchschaut die Fassade der vordergründig abweisenden Frau mittleren Alters, die vor allem nicht auffallen will und sich am liebsten in ein Hinterzimmer zu ihren Büchern zurückzieht, und auch der neue Hausbewohner, der Japaner Kakuro Ozu, erkennt ihr wahres "elegantes" Wesen. So findet Paloma zwei Menschen, denen sie sich nahe fühlt und entdeckt - letztlich leider auch aufgrund eines tragischen Ereignisses - wie kostbar das Leben sein kann …

Aus der Sicht des Jugendschutzes ist vor allem die Idee zum Selbstmord der jungen Paloma anzuführen, die sie mit einiger Konsequenz verfolgt. Sie fühlt sich unverstanden und wirkt auch innerhalb der eigenen Familie isoliert, die melancholische Grundstimmung des Filmes an sich und die Familiensituation wirken emotional belastend, obwohl es zu keinerlei aggressiven Verhaltensweisen kommt. Ein tragischer Todesfall (ein Unfall - unblutig, unaufgeregt, aber realistisch dargestellt) kurz vor Filmende ist ebenso zu erwähnen. Paloma setzt ihr Vorhaben letztlich nicht um, sondern lernt Freundschaft und das Leben an sich neu zu schätzen. Die feine ironische Note, die sich durch den Film zieht und immer wieder spürbar wird, wirkt entlastend. Die Kommission empfiehlt eine Freigabe ab 12 Jahren.

Das Regiedebüt von Mona Achache - die Verfilmung des Bestsellers "Die Eleganz des Igels" von Muriel Barberys - kann als formal und inhaltlich überaus gelungene Adaption bezeichnet werden. Die differenzierte Charakterdarstellung der drei liebenswerten und etwas sonderlichen Einzelgänger erfolgt sensibel, wirkt sehr menschlich und wird oft durch feine Gesten und Mienenspiel, auch ohne Worte, umgesetzt. Humorvoll, mit feiner Ironie, führt der Film seine junge Protagonistin durch eine offenbar existenzielle Lebenskrise, die sie jedoch am Ende konstruktiv bewältigt. Menschliche Schwächen, prekäre familiäre Verhältnisse und Rollenbilder, gesellschaftliche (Schein-)Schranken werden unaufdringlich vor Augen geführt und auch die angesprochenen Themen Tod und Trauer vermögen zur Diskussion oder zum Nachdenken anzuregen. Die Film-im-Film-Szenen, die von Paloma auch immer wieder im Voice-Over kommentiert werden, sind gelungen in den gesamten Handlungsverlauf eingebunden. Die Klaviermusik verstärkt die humorvoll-melancholische Stimmung. Somit: sehr empfehlenswert als tragisch/liebenswerte Außenseitergeschichte/Literaturverfilmung ab 14 Jahren.

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