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Titel

Poll

Originaltitel

Poll

Filmtyp

Langfilm

Herstellungsjahr

2010

Herkunftsländer

Deutschland, Estland, Österreich

Länge

02:14:07 (hh:mm:ss)

Sprachversion

dt.synchr.

Sprache Ton

Regie

Chris Kraus

DarstellerInnen

Paula Beer (Oda von Siering), Edgar Selge (Ebbo von Siering), Tambet Tuisk (Schnaps), Jeanette Hain (Milla von Siering), Richy Müller (Mechmershausen), Enno Trebs (Paul von Siering), Jewgenij Sitochin (Hauptmann Karpow), Susi Stach (Gudrun Koskull), Erwin Steinhauer (Professor Plötz), Michael Kreihsl (Professor Hasenreich), Gudrun Ritter (Oda Schaefer), Uma Fritze (Gigola), Paula Fritze (Karin), Valentina Väli (Lisbeth), Dennis Mojen (Meelis), Juhannes Kask (Apa Kügelgen), Indrek Kalda u.a.

Verleiher

Filmladen Filmverleih GmbH

Inhalt

Die 14-jährige Oda von Siering reist im Sommer 1914 mit den sterblichen Überresten ihrer Mutter von Berlin auf das Landgut Poll an die baltische Ostseeküste. Dort lebt ihr Vater Ebbo, der Experimente an menschlichen Präparaten durchführt, gemeinsam mit seiner Schwägerin, ihrer Tante Milla. Odas Cousin Paul, ein junger Kadett, macht ihr bald ungeschickt den Hof. Oda interessiert sich aber viel mehr für einen schwerverletzten jungen estnischen Anarchisten, den sie vor ihrer Familie versteckt und pflegt. Sie nennt ihn "Schnaps", und als er wieder gesund ist und das Gut so schnell wie möglich verlassen möchte, will sie mit ihm gehen.

Alterskennzeichnung

Beginnend mit einem toten Käfer (es folgen Reh, Katze, Frosch) sind besonders die Bilder vom Vernähen blutiger Wunden oder jene von den medizinischen Präparaten sehr eindringlich, etwa das Aufsägen eines Schädels (inkl. passender Geräusche) oder die Embryonen von "Missgeburten". Erschreckende Szenen wie diese werden aber nicht spekulativ ausgespielt, sondern als zur Zeit und zur Geschichte gehörend sorgsam wieder aufgelöst. Brachiale Erziehungsmethoden, wie das Einsperren Pauls in einen Kasten inklusive Brechen seiner Finger, noch dazu durch seinen Stiefvater, könnten vor allem bei Jüngeren Angst erzeugen. Auch eine Szene, in der der Vater seine Frau schlägt und vergewaltigt, ist belastend. Einige Kämpfe mit Waffengebrauch und Schussverletzungen sowie der Opfertod von "Schnaps" am Ende sind Kindern unter 12 Jahren nicht zuzumuten. Die düstere Stimmung, das Heraufziehen des Krieges und die durchwegs hohe Spannung machen ebenso wie die Filmlänge eine Einschränkung notwendig. Durch die historische Distanz und eine starke Identifikationsfigur, mit der man emotional mitgehen kann und der letztlich auch nichts passiert, bieten sich allerdings auch einige Entlastungsmöglichkeiten (knapp mehrheitlich "freigegeben ab 12 Jahren").

Positivkennzeichnung

Der Film basiert lose auf den Memoiren der Schriftstellerin Oda Schäfer (1900-1988), der Großtante des Regisseurs. Handwerklich (Kamera, Schnitt, Ton) herausragend umgesetzt, man denke z.B. nur an das aufwendige Szenenbild mit dem in die Ostsee gebauten Herrenhaus im Palladio-Stil, besticht der Film durch großartige schauspielerische Leistungen. Die morbide Atmosphäre am Vorabend des Ersten Weltkrieges wird ebenso spürbar wie der noch vorsichtige Beginn der Emanzipation der Frau, der sich an dem damals noch ungewöhnlichen Berufswunsch der Hauptfigur (Ärztin) ablesen lässt. Oda lehnt sich insbesondere gegen ihren Vater auf, der die kruden Rassentheorien für die Nationalsozialisten vorzubereiten scheint. Von Humanismus, Sehnsucht und dem Glauben an die Liebe geprägt erzählt der Film nicht nur von einer untergehenden Epoche, sondern auch von der Wandlung eines zwar starken, aber naiven Mädchens zu einer liebenden jungen Frau ("sehr empfehlenswert als Familiendrama nach wahren Begebenheiten ab 14 Jahren").


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