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Titel

Schmetterling und Taucherglocke

Originaltitel

Le Scaphandre et le papillon

Filmtyp

Langfilm

Herstellungsjahr

2007

Herkunftsländer

Frankreich, USA

Länge

01:51:48 (hh:mm:ss)

Sprachversion

dt.synchr.

Sprache Ton

Regie

Julian Schnabel

DarstellerInnen

Mathieu Amalric (Jean-Dominique Bauby), Emmanuelle Seigner (Céline Desmoulins), Marina Hands (Joséphine), Max von Sydow (Papinou), Marie-Josée Croze (Henriette Durand), Anne Consigny (Claude Medibil), Patrick Chesnais (Dr. Lepage), Niels Arestrup (Pierre Roussin), Olatz Lopez Garmendia (Marie Lopez), Jean-Pierre Cassel (Vater Lucien), Isaach De Bankolé (Laurent), Emma de Caunes (Kaiserin Eugénie)

Verleiher

Filmcasino & Polyfilm Betriebs GmbH

Inhalt

Die Verfilmung der Autobiografie von Jean-Dominique Bauby (1952-1997; "Le scaphandre et le papillon" / "Schmetterling und Taucherglocke", Taschenbuch 1998/2008), der vor seiner Erkrankung Chefredakteur einer französischen Frauenzeitschrift war. Nach einem Schlaganfall wacht er mit dem Locked-in-Syndrom auf, bei vollem Bewusstsein ist er völlig gelähmt und unfähig, sich sprachlich zu verständigen, einzig erhaltene Verständigungsmöglichkeit ist das Zwinkern mit dem linken Auge. Seine zwei engagierten Therapeutinnen erarbeiten ein Kommunikationssystem: es werden ihm Buchstaben nach der Häufigkeit ihres Vorkommens in der französischen Sprache vorgelesen, das Blinzeln wird zum Diktiergerät: einmal Ja, zweimal Nein. Nachdem er die Hoffnungslosigkeit seiner Situation realisiert hat, will er sterben, doch bald erkennt er, dass er zwar in einer Taucherglocke gefangen ist, seine Vorstellungskraft und seine Erinnerungen, seine Fantasien und Träume aber frei sind wie ein Schmetterling (Zitat Bauby: "Als ich gesund war, war ich gar nicht lebendig. Ich war nicht da. Es war recht oberflächlich. Aber als ich zurückkam mit dem Blickwinkel des Schmetterlings, wurde mein wahres Ich wiedergeboren."). Einer geduldigen Verlagslektorin "diktiert" er über 18 Monate seine Autobiografie, er erzählt darin von seinen Hoffnungen und Wünschen, von den traurigen, verpassten und glücklichen Momenten seines Lebens. Bauby stirbt wenige Wochen nach der Veröffentlichung seines Buches.

Alterskennzeichnung

Es gelingt dem Film, die scheinbar unmitteilbare Gefühlswelt Baubys direkt fühlbar zu machen und löst dadurch vor allem in der ersten Filmhälfte klaustrophobische Gefühle aus - nicht nur für ein jüngeres Publikum beängstigend. Auch die formale Gestaltung (z. B. die Homevideos seiner Erinnerung, Ausflüge in die Fantasie usw.) und die Filmlänge sprechen für eine Einschränkung. Die Kommission empfiehlt daher eine Freigabe ab 6 Jahren.

Positivkennzeichnung

Dem künstlerisch wie auch persönlich umstrittenen, doch höchst erfolgreichen bildenden Künstler und Filmregisseur Julian Schnabel ist formal und inhaltlich ein exzellenter Film gelungen. Er lässt den Zuschauer spüren, was es heißt, gelähmt zu sein, denn der erste Teil des Films ist nahezu ausschließlich aus der Perspektive des Bewegungslosen gefilmt. Wie Bauby sieht man immer nur einen kleinen Ausschnitt aus seiner Welt mit Schleiern, Spiegelungen, Randunschärfen, Verzerrungen, mal farbenfroh und brillant, dann scheinbar völlig belanglos. Statt platte Wirklichkeit abzufilmen finden Schnabel und sein Kameramann Kaminski immer wieder abstrakte und metaphorische Reflexe der Realität, nur zwei Beispiele: als Bauby das rechte Auge zugenäht werden muss, erlebt es der Zuschauer hautnah, indem eine auf die Kamera aufgesetzte Linse langsam abdunkelt; oder als Bauby die Aussichtslosigkeit einer Rekonvaleszenz bewusst wird, bricht ein Eisberg in sich zusammen, der übrigens am Filmende im Rücklauf wieder "aufersteht" - ein tröstliches Bild für einen Abschied in Würde am Ende des Lebens. Über das konkrete Einzelschicksal hinaus wirft der Film durch die Augen Baubys, des ehemaligen Lebemannes, einen Blick auf das Leben, stellt Fragen nach einem existenziellen Halt, der eigenen Identität und preist Kunst und Kreativität, die aus der Überwindung ihrer Hindernisse entsteht (auf unterschiedliche Weise thematisieren übrigens auch die beiden anderen Spielfilme Schnabels die Entstehung von Kunst gegen äußere Widerstände und reflektieren damit die Existenz des Künstlers). Nie ist der Film eine sentimentale Krankengeschichte, vielmehr eine Ermutigung zum Leben, denn selbst Leid und Tod können Schnabels Helden nicht ihre Vitalität, Fantasie und Würde nehmen. Vortrefflich der kommentierende Soundtrack mit Musik von Velvet Underground über Tom Waits bis zu Charles Trenet. Die Kommission entschied einhellig: Sehr empfehlenswert als Biografie ab 12 Jahren.


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