medienservice
Bildung































JMK

Filmdatenbank Sucheergebnis

Suchergebnisse in alphabetischer Reihenfolge:


Titel

Das Tagebuch der Anne Frank

Originaltitel

Das Tagebuch der Anne Frank

Filmtyp

Langfilm

Herstellungsjahr

2015

Herkunftsländer

Deutschland

Länge

02:09:00 (hh:mm:ss)

Sprachversion

dt.synchr.

Sprache Ton

Regie

Hans Steinbichler

DarstellerInnen

Martina Gedeck, Stella Kunkat, Mareile Blendl, Margarita Broich, Leonard Carow

Verleiher

Universal Pictures International Austria GmbH

Inhalt

Die Famile Frank ist von Frankfurt am Main nach Amsterdam emigriert und versucht dort Fuß zu fassen. Zunächst fühlt sie sich sicher, doch dann werden die Niederlande von Nazi-Deutschland besetzt und die jüdische Familie schwebt in höchster Gefahr, deportiert zu werden. Mit Hilfe von Otto Franks Sekretärin Miep Gies und weiteren Mitarbeitern seiner Firma finden Anne, ihre Schwester Margot und die Eltern Unterschlupf im Hinterhaus. Bald werden weitere Verfolgte ihre Mitbewohner: Das Ehepaar van Daan mit seinem Sohn Peter und der Zahnarzt Albert Dussel. In beengtem Raum leben nun acht Menschen in der ständigen Angst, entdeckt zu werden, tagsüber dürfen sie sich kaum bewegen, um ja niemandem aufzufallen. Anne hält diese über zwei Jahre andauernde Zeit im Versteck in ihrem Tagebuch, das sie zu ihrem 13. Geburtstag geschenkt bekommen hat, fest.

Alterskennzeichnung

Der Film basiert auf dem Tagebuch der Anne Frank, das sie vom 12. Juni 1942 bis 1. August 1944 geschrieben hat – bis zum Zugriff der Gestapo. Im Hinterhaus lebte die Familie ab 6. Juli 1942. Das Buch wurde von Otto Frank, dem einzigen Überlebenden, nach dem Krieg herausgegeben. (Miep Gies hatte die Aufzeichnungen gerettet und ihm übergeben.) Es wurde in den darauffolgenden Jahrzehnten in unzählige Sprachen übersetzt. 1986 erschien eine historisch-kritische Ausgabe. Ausführliche Informationen zum Tagebuch finden sich hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Tagebuch_der_Anne_Frank
Aus Sicht des Jugendschutzes muss als relevant erachtet werden, dass es Anne Frank tatsächlich gegeben hat, sie das Tagebuch real verfasst hat, ihr Schicksal und das ihrer Familie auf Tatsachen beruhen. Zudem wird aus Sicht einer 13-(bis 15-)Jährigen erzählt.
Beinahe durchgehend herrscht eine angespannte Stimmung vor. Selbst bei etwas auflockernden Szenen bleibt die Angst vor Entdeckung immer präsent. Auch in den wenigen Szenen vor dem Leben im Untergrund ist der Ernst der Lage schon deutlich bemerkbar.
Weiters als belastend zu nennen: etwa der Bombenangriff, während dem sie im Hinterhaus verharren müssen und nicht einen Keller oder Bunker aufsuchen können, oder als Anne tagsüber polternd die Treppe runterfällt und der verursachte Lärm ihr Versteck beinahe auffliegen lässt. Der Schluss ist freilich alles andere als ein „gutes“ Ende: Alle werden nach Auschwitz deportiert. Beklemmend: Annes Schrei nach Licht, nahe geht auch der Anfang des Films, als das Mädchen weinend in Großaufnahme gezeigt wird.
Allerdings spielt sich vieles der Gefahr und Bedrohung nicht in visueller Umsetzung ab, sondern im Bereich einer Grundstimmung, und vor allem im Kopf eines Publikums, das über das zeithistorische Hintergrundwissen verfügt. Bewundernswert und berührend der Versuch, in dieser schwierigen Lage, der Lebensbedrohung, der räumlichen Enge, entwürdigenden Situationen etc. doch eine Art „normales“ Leben zu führen. Positiv vermittelt werden: Zusammenhalt, Nicht-Aufgeben und Menschen, die ihr eigenes Leben riskieren, um andere zu retten.
Freigegeben ab 10 Jahren (es sei auf die Dauer von über zwei Stunden hingewiesen).

Positivkennzeichnung

Bei dem Tagebuch handelt es sich nicht nur um ein wichtiges Zeitdokument, nicht zuletzt für Jugendliche, sondern es gilt auch als Weltliteratur.
Sehr positiv fiel auf, dass Anne nicht als „Heilige“ dargestellt wird, sondern mit all ihren Ecken und Kanten – und dennoch liebenswert – gezeigt wird.
Sie verhält sich durchaus aggressiv und unfair gegenüber ihren Eltern, Verletzung wie auch Entschuldigung sind hier Thema.
Auf einfühlsame Weise wird einem Annes Entwicklung über diese zwei Jahre nähergebracht, ihre Verzweiflung, aber auch Hoffnung, und ihr Glück des ersten Verliebtseins ...
Man könnte diesen Teil geradezu als Geschichte einer Pubertierenden an sich sehen, des Erwachsenwerdens, mit all den Hochs und Tiefs, die damit verbunden sind.
Beeindruckend Annes Mut und Einstellung, sich trotzdem ein „normales“ Leben, soweit möglich, nicht nehmen zu lassen, sich einem Traum, nämlich dem, eine berühmte Schriftellerin zu werden, hinzugeben (Anne selbst schreibt Stellen des Tagebuchs um, in Hinblick auf eine Veröffentlichung), sich trotz der widrigen Umstände das Leben einer Jugendlichen zu bewahren, dieses Recht einzufordern und zu leben.
Das teils verwendete Pathos wirkt in diesem Film gelungen. Keine Klischees – etwa über Juden – werden verwendet. Das ist gerade in Zeiten wie diesen zu betonen, in denen Stigmatisierungen einzelner Bevölkerungsgruppen wieder stark im Zunehmen begriffen sind.
Die schauspielerischen Leistungen des gesamten Ensembles überzeugten, besonders hervorzuheben die der jungen Hauptdarstellerin Lea van Acken. Dies gilt für die gesamte Machart des Films, Kamera, Licht etc. Eine durchdachte Inszenierung, die sich eng an das Original-Tagebuch anlehnt (von Fred Breinersdorfer stammen übrigens auch die Drehbücher zu „Elser“ sowie „Sophie Scholl – Die letzen Tage“) und reichlich Stoff für Diskussionen liefert.
Fazit: sehr empfehlenswert ab 12 Jahren als Literaturverfilmung.


<< Zurück zu den Suchergebnissen