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Titel

Nebel im August

Originaltitel

Nebel im August

Filmtyp

Langfilm

Herstellungsjahr

2016

Herkunftsländer

Österreich

Länge

02:06:18 (hh:mm:ss)

Sprachversion

Sprache Ton

Deutsch

Regie

Kai Wessel

DarstellerInnen

Ivo Pietzcker (Ernst Lossa), Sebastian Koch (Dr. Walter Veithausen), Thomas Schubert (Paul Hechtle), Fritzi Haberlandt (Schwester Sophia), Henriette Confurius (Edith Kiefer), Branko Samarovski (Max Witt), David Bennent (Oja), Juel Hermann (Nandl), Niklas Post (Josef), Karl Markovics (Christian Lossa)

Verleiher

Filmladen Filmverleih GmbH

Inhalt

Anfang der 1940er Jahre landet der 13-jährige Ernst Lossa nach Aufenthalten in einigen Heimen für schwererziehbare Kinder in einer Nervenanstalt in Süddeutschland. Er passt sich schnell den Strukturen dort an, schließt Freundschaften, so mit der an Epilepsie erkrankten Nandl. Doch in dieser Anstalt wird die NS-Aktion „T4“ von Klinikleiter Dr. Veithausen durchgeführt. Patienten werden systematisch getötet, darunter viele Kinder. Die deutsche Rasse soll von Erbkrankheiten befreit werden. Der pfiffige und rebellische Ernst durchschaut nach und nach dieses System, die Flucht zusammen mit Nandl scheitert ...

Alterskennzeichnung

Euthanasie war in Deutschland zur Nazizeit (wie auch in Österreich) bittere Realität. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Tatsachenroman von Robert Domes. Zudem holte sich Regisseur Kai Wessel auch renommierte wissenschaftliche Berater an Bord.
Aus Sicht des Jugendschutzes ist relevant, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, Ernst Lossa gab es wirklich. Kinder sind die Protagonisten, was die Schicksale einem jugendlichen Publikum noch näherbringt und die Distanzierungsmöglichkeiten abschwächt.
Durch die ruhige Kameraführung wirken kurze drastische Szenen aber relativ dezent. Doch man sieht die Zustände in der Anstalt, Patienten, die mit Gewalt ans Bett geschnallt werden, blutige Autopsieinstrumente, Kinderleichen auf dem Seziertisch, ein Luftangriff, bei dem eine Nonne, die gegen das Euthanasie-Programm gekämpft hatte, sowie ein Mädchen umkommen, Kinder, die gezielt vergiftet werden – wobei allerdings der Todeskampf nicht explizit ins Bild gesetzt und viel der eigenen Phantasie überlassen wird. (Kritisch beleuchtet wird übrigens auch die Rolle des Vatikans.)
Berührend die Szene, als Ernsts Vater seinen Sohn abholen kommt, dies aber nicht möglich ist, weil er als fahrender Händler keinen festen Wohnsitz vorzuweisen hat. Ernsts Familie gehört den Jenischen an. Es klingt die Verfolgung von Randgruppen an.
Desorientierend für die Jüngsten ist die Figur des Anstaltsleiters, die nicht sofort klar einzuordnen ist: Menschlich freundlich, beliebt bei den Kindern, aber überzeugt von seiner Euthanasie-Linie, die er wissenschaftlich für absolut gerechtfertigt hält. In einem Moment albert er noch mit den Kindern herum, im nächsten erteilt er den Auftrag, sie zu töten. Einerseits wird ein bei einem Luftangriff verletztes Kind fachgerecht und freundlich verarztet, und andererseits könnte jeden Augenblick der Tötungsbefehl erteilt werden. (Die Absurdität dieser Einrichtung und dieses Programms wird hier mehr als einmal vorgeführt.)
Ab 14 Jahren sollte der Film angemessen eingeordnet und das furchtbare Geschehen verarbeitet werden können, ohne nachhaltig Schaden zu nehmen.
Insgesamt wird eine Freigabe ab 14 Jahren empfohlen (Hinweis: Filmlänge über zwei Stunden).

Positivkennzeichnung

Die differenzierte Zeichnung der Figuren überzeugt, wie auch die schauspielerischen Leistungen des gesamten Ensembles. Weiters hervorzuheben: die Kamera.
Ein gelungener Beitrag zur Aufarbeitung der NS-Euthanasie-Programme.
Wichtige Themen werden behandelt, Fragen der Schuld, Mitschuld, Machtlosigkeit, Grenzen des Handlungsspielraums bzw. Widerstandes, Mut. Die Frage, wann ist ein Leben lebenswert? Wer entscheidet darüber? Was bedeutet ein Leben mit Handicap?
Es geht auch um Themen, die letztlich über die Handlung des Films und die Verbrechen in der Nazi-Zeit hinausgehen. Auch Werte wie Freundschaft und Zusammenhalt werden vermittelt.
Sehr empfehlenswert als zeithistorischer Diskussionsfilm ab 16 Jahren.


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