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Titel

Die rote Schildkröte

Originaltitel

La tortue rouge

Filmtyp

Langfilm

Herstellungsjahr

2016

Herkunftsländer

Frankreich

Länge

01:20:51 (hh:mm:ss)

Sprachversion

nur Musik

Sprache Ton

Regie

Michael Dudok de Wit

DarstellerInnen

Animationsfilm - keine Schauspieler

Verleiher

Filmcasino & Polyfilm Betriebs GmbH

Inhalt

Animationsregisseur Michael Dudok de Wit hat in den letzten Jahren mit mehrfach ausgezeichneten Kurzfilmen auf sich aufmerksam gemacht. Nicht nur die Zuseher/innen waren begeistert, auch die japanische Zeichentrickschmiede „Studio Ghibli“ nahm zum ersten Mal Kontakt mit einem internationalen Trickfilmemacher auf.
Man sicherte ihm totale kreative Kontrolle für sein nächstes Projekt zu und nun, 6 Jahre später, dürfen wir das Ergebnis sehen.
Der gesamte Film kommt ohne Dialoge aus und erzählt seine Geschichte über handgezeichnete Bilder. Wir begleiten einen einsamen Schiffbrüchigen, der erste Herausforderungen mit Hausverstand löst und, nachdem sein Überleben gesichert ist, beginnt ein Floß zu bauen, um der Einsamkeit zu entkommen. Nach wenigen Metern wird das Floß von einer geheimnisvollen Kraft zerstört und unser namenloser Held muss von vorne beginnen.
Beim dritten Versuch erkennen wir eine große, rote Schildkröte, die ihn am Davonkommen hindert. Wütend und überfordert mit der Situation dreht er die Schildkröte auf ihren Rücken. Voller Reue muss er am nächsten Tag erkennen, dass die Schildkröte tot ist, nur um kurz darauf eine wundersame Verwandlung zu beobachten. Aus der roten Schildkröte hat sich eine rothaarige Frau entwickelt.
Nach anfänglicher Scheu freundet man sich an und verbringt im Folgenden das Leben auf der Insel gemeinsam. Kein Gedanke wird an das Wegkommen verschwendet und schon bald gesellt sich ein Sohn zu ihnen. Alltag, Lebenszyklen und ein Tsunami als Symbol für jederzeit eintretende Katastrophen werden in der zweiten Hälfte des Films gezeigt. Weiterhin ohne Dialog, aber sehr poetisch und doch realitätsnah.

Alterskennzeichnung

Trotz des märchenhaften Charakters treffen alle Schicksalsschläge mit voller Wucht auf die Zuseher/innen. Da sich der Film viel Zeit lässt, um die Figuren zu etablieren, bekommt jede Aktion, jedes Detail und Begebenheit viel mehr Gewicht, als das in den meisten anderen (Animations-)Filmen der Fall wäre.
Themen wie Tod, Trauer, Vergänglichkeit und unser Stellenwert in der Natur werden bildgewaltig verarbeitet. Unsere Held/innen treffen auf viele alltägliche Bedrohungen und das Fehlen der Dialoge verstärkt den Eindruck aller Geschehnisse. Dramatische Bilder, wie der aus dem Nichts alles zerstörende Tsunami oder eine immer enger werdende Höhle, aus der sich der Schiffbrüchige unter Wasser befreien muss, nehmen einen mit, und die perfekt eingesetzte Musik unterstützt die abgebildeten Emotionen und Dramen.
Die Kommission war sich einig, dass „Die Rote Schildkröte“ kein Animationsfilm für Kinder ist. Zu realistisch werden alltägliche Überlebensabläufe gezeigt und zu symbolbehaftet wird die Geschichte erzählt.
Die Jugendmedienkommission empfiehlt daher eine Freigabe ab 8 Jahren, wobei erwähnt werden soll, dass zwei der fünf Stimmen für eine Altersfreigabe ab 10 Jahren gestimmt haben.

Positivkennzeichnung

Die Kommission zeigte sich von der perfekten Umsetzung und den behandelten Themen beeindruckt. Außergewöhnlich für Animationsfilme wurde speziell der Umgang mit erwachsenen Themen bezeichnet bzw. dass ein Film, der derart reduziert seine Geschichte erzählt, so kraftvoll unser Dasein repräsentieren kann. Viele Metaphern lassen sich beim ersten Mal nicht entschlüsseln, was die Qualität des Films aber nicht einschränkt. So wie im Leben, gibt es nicht auf alle Fragen eine Antwort. Aber die Abbildung und Verarbeitung von Themen, wie der Kreislauf des Lebens oder die Gleichgültigkeit der Natur, unser Verlangen nach Partnerschaft und unsere Beziehung zu unserer Vergangenheit, werden subtil und oft durch visuelle Gleichnisse behandelt.
In einer Kinowelt voller digitaler Happy Ends und 3D-Effekten ist „Die Rote Schildkröte“ eine meisterhafte Ausnahme und willkommene Abwechslung voller Qualität, die grundsätzliche Themen aufgreift und unser menschliches Dasein durchleuchtet.
Sehr empfehlenswert als philosophische Parabel ab 14 Jahren.


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