Filmdatenbank der Jugendmedienkommission (JMK)

Details zu einem Film

Titel: Murer-Anatomie eines Prozesses

Originaltitel: Murer-Anatomie eines Prozesses
Filmtyp: Langfilm
Herstellungsjahr: 2017
Herkunftsländer: Luxemburg, Österreich
Länge: 02:17:57 (hh:mm:ss)
Sprachversion: dt., tlw. OmU
Sprache Ton: Jiddisch, Hebräisch, Englisch
Regie: Christian Frosch
DarstellerInnen: Karl Fischer (Franz Murer), Karl Markovics (Simon Wiesenthal), Alexander E. Fennon (Verteidiger Böck), Roland Jaeger (Staatsanwalt Schuhmann), Melita Jurisic (Rosa), Ursula Ofner-Scribano (Elisabeth Murer), Gerhard Liebmann (Julius), Mathias Forberg (Richter Peyer)
Verleiher: Filmladen Filmverleih GmbH

Inhalt: Im Juni 1963 findet in Graz ein Aufsehen erregender Prozess statt. Wegen Kriegsverbrechen steht der ehemalige SS-Angehörige Franz Murer vor Gericht. 1941-1943 war er für das Ghetto von Wilna (Vilnius) in Litauen und den Tod tausender Jüdinnen und Juden verantwortlich. Bis zu sechzehn Menschen soll er persönlich umgebracht haben. Von 1948-1955 saß Murer, für seine Verbrechen zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, eine Strafe in der Sowjetunion ab. Überlebende des Massenmordes reisen 1963 nach Graz an, um auszusagen und Gerechtigkeit zu erwirken. Große Teile des Filmes basieren auf den originalen Gerichtsprotokollen, Dialoge außerhalb der Verhandlung sind wohl erfunden – deshalb aber noch lange nicht unrealistisch.

Alterskennzeichnung: Durch den Film zieht sich eine belastende Grundstimmung, das Publikum leidet unter den Schilderungen von Murers Verbrechen mit den überlebenden Opfern bzw. deren Nachkommen. Es gibt in dem überlangen Film (2 ¼ Stunden) kaum entlastende Szenen, die Spannung wird gekonnt aufrechterhalten. Die Kommission diskutierte zwischen ab 12 und ab 14 und empfiehlt eine Freigabe ab 12 Jahren. Es empfiehlt sich, sich vorab über Franz Murer z. B. auf Wikipedia oder www.nachkriegsjustiz.at zu informieren.

Positivkennzeichnung: Bei aller Einseitigkeit verhandelt der Film ein wichtiges Kapitel österreichischer und europäischer Zeitgeschichte seriös – doch wie kann ein Film über Naziverbrechen NICHT einseitig sein? Muss ein Mensch alle Befehle befolgen oder hat er Handlungsalternativen? Galt das für SS-Männer, Wehrmachtssoldaten und jüdische Ghettopolizisten gleich? Schauspielerische Leistung, Ausstattung und Kostüme sind gelungen. Alle Kommissionsmitglieder waren sich einig, dass es wichtig wäre, an die Verbrechen der Nationalsozialisten und den (teilweise verharmlosenden) Umgang damit zu erinnern. Auch 2018. Empfehlenswert ab 14 Jahren als zeitgeschichtlicher Gerichtsfilm.

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