Titel | Das Mädchen aus dem Norden |
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Originaltitel | Sameblood |
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Filmtyp | Langfilm |
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Herstellungsjahr | 2017 |
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Herkunftsländer | Dänemark, Norwegen, Schweden |
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Länge | 01:53:00 (hh:mm:ss) |
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Sprachversion | dt.synchr. |
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Sprache Ton | |
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Regie | Amanda Kernell |
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DarstellerInnen | Lene Cecilia Sparrok (Elle Marja), Mia Sparrok (Njenna), Maj-Doris Rimpi (Elle Marja / Christina), Julius Fleischanderl (Niklas), Olle Sarri (Olle), Hanna Alström (Lehrerin), Malin Crépin (Elise), Andreas Kundler (Gustav), Ylva Gustafsson (Laevie), Anders Berg (Emanuel), Katarina Blind (Mamma Anna), Emilia Bostedt (Elsa), Beata Cavallin (Hedda), Anna Sofie Bull Kuhmunen (Anna-Stina), Anne Biret (Somby Sanna), Jonar Thomasson (Jon-Olov)
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Verleiher | Filmcasino & Polyfilm Betriebs GmbH |
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Inhalt | Die betagte Christina lebt in Südschweden. Als ihr Sohn und ihre Enkeltochter sie auffordern der Einladung zum Begräbnis ihrer Schwester im Norden Folge zu leisten, sträubt sie sich heftig, fährt letztendlich aber doch widerwillig mit. Vor Ort fühlt sie sich sichtlich unwohl und weist die freundlichen Angebote und Kontaktversuche ihres Schwagers brüsk zurück. Auch drängt sie ihren Sohn gleich wieder abzureisen. Da dieser die lange Strecke nicht am gleichen Tag zurückfahren will und die Verwandten ihnen eine Übernachtungsmöglichkeit anbieten, will er bleiben. Christina jedoch geht allein ins Hotel. Über Rückblenden wird nach und nach klar, was ihr Unbehagen verursacht. Sie hat den Ort als junges Mädchen verlassen, weil sie die Ausgrenzung und Verhöhnung sowie die steten Demütigungen, denen sie als Angehörige der samischen Minderheit ausgesetzt war, nicht mehr ertragen wollte. In Uppsala, wo sie eine neue Heimat fand, gelang es ihr sich gegen unzählige Widerstände zur Lehrerin ausbilden und ihre alte Identität hinter sich zu lassen. Das allerdings tat sie so gründlich, dass sie sogar einen neuen Namen annahm: Denn als 14-Jährige war Christina noch Elle Marja. Mit dem Ablegen ihres Namens verunmöglichte sie sich auch selbst jeden Weg zurück. Nun vor Ort tauchen die alten Erinnerungen wieder auf. |
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Alterskennzeichnung | „Das Mädchen aus dem Norden“ erzählt in ruhigen, aber umso eindrücklicheren Bildern von den Zumutungen, Demütigungen und rassistisch motivierten Vorurteilen, denen Angehörige der samischen Minderheit im Schweden der 30er Jahre ausgesetzt waren. Für junge Zuseher/innen stellt die Tatsache, dass hier wenig erklärt und die Geschichte konsequent aus der Sicht der halbwüchsigen Elle Marja erzählt wird, sicher eine Belastung dar. Denn die demütigenden Rituale, die sie sowohl in der Schule als auch außerhalb über sich ergehen lassen muss, werden recht drastisch gezeigt. So wird sie etwa in der Schule gezwungen sich im Rahmen einer rassistischen Körpervermessung vor aller Augen auszuziehen. Und als sie sich auf dem Heimweg gegen die Hänseleien einer Gruppe männlicher Jugendlicher wehrt, ringen diese sie nieder und markieren ihr Ohr, so wie die Samen das mit ihren Rentieren tun. Weitere Einschränkungsgründe sind im unablässigen Zigarettenkonsum der alten Frau, in der gezeigten Anwendung der Prügelstrafe in der Schule oder der Tötung eines Rentieres zu finden. Als entlastend kann angeführt werden, dass es dem Film gelingt, die demütigenden Rituale ohne jeden Voyeurismus zu zeigen und so selbst die drastischen Bestrafungsszenen als Teil eines (historischen) Alltags erkennbar werden. Die Kommission entschied sich daher mehrheitlich für eine Freigabe ab 8 Jahren. |
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Positivkennzeichnung | „Das Mädchen aus dem Norden“ ist ein sehr eindrücklicher Film, der Themen wie Ausgrenzung und Identitätsfindung spannend und vor allem völlig unvoyeuristisch erzählt. Eine seiner Stärken liegt auch in der Zeichnung seiner Protagonistin, einer starken, widerborstigen und eigenständigen Frauenfigur, der es gegen alle Widerstände gelingt, sich ihren Traum von Bildung und einem anderen, als dem für sie vorgesehenen Leben zu erfüllen. Dass der Film dabei nie kitschig oder sentimental wird und dass er auch den Preis, den Elle Marja dafür zahlen muss, deutlich macht, unterscheidet ihn von vielen anderen Produktionen, die sich ähnlicher Themen widmen. Seine erstaunliche und ungewöhnliche Machart ist auch daran ablesbar, wie es ihm gelingt die Emotionen seiner nach außen hin so verschlossenen Protagonistin nachvollziehbar zu machen. Als herausragend wurden in der Diskussion auch die sehr eigenständigen und sensibel gewählten Bilder erwähnt, die der Film zur Darstellung jugendlicher Sexualität findet. Der Film, der auch ausgezeichnet geeignet ist, um über die gesellschaftlichen Mechanismen rassistischer Ausgrenzung sowie über das Verhältnis der Mehrheitsgesellschaft zu Minderheiten nachzudenken, ist deshalb „Empfehlenswert als Coming-of-Age-Drama für Jugendliche ab 12 Jahren“. |
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