JMK

The Favourite - Intrigen und Irrsinn

The Favourite

Langfilm

2018

Großbritannien, Irland, USA

01:59:52 (hh:mm:ss)

dt.synchr.

Yorgos Lanthimos

Olivia Colman (Queen Anne), Rachel Weisz (Lady Sarah Churchill), Emma Stone (Abigail Masham), Nicholas Hoult (Robert Harley), Joe Alwyn (Samuel Masham), Mark Gatiss (Lord Marlborough), Jeanny Rainsford (Mae), James Smith (Godolphin), Willem Dalby (Central Tory Booker), Carolyn Saint-Pé (Madame Tournée)

Centfox Film

Im 18. Jahrhundert befindet sich England im Krieg gegen Frankreich und auf dem Thron sitzt eine von Gicht geplagte und durch etliche Fehlgeburten geschwächte Königin – Anne, die nicht in der Verfassung ist, ihr Land zu regieren. Ihre Vertraute und Gespielin, die Herzogin von Marlborough – Lady Sarah Churchill – kümmert sich um alle Belange des Hofs und des Staats, vertritt aber natürlich auch ihre eigenen Interessen. Doch Lady Sarahs Macht gerät ins Wanken, als sich ihre entfernte Verwandte Abigail, deren Familie der Adelstitel aberkannt wurde, am Hofe als Dienstmagd bewirbt. Es gelingt ihr, das Vertrauen der Herzogin zu gewinnen und bald steigt sie in der höfischen Hierarchie zur persönlichen Zofe Sarahs auf. Es werden ihr auch Aufgaben zugewiesen, die die Königin betreffen, und Abigail gelingt es, deren Gunst zu erlangen. Bald kommt es jedoch zu Machtspielen und Intrigen zwischen der Herzogin und Abigail und die Königin erfreut sich an der Buhlerei um ihre Aufmerksamkeit …

Der Film richtet sich eher an ein erwachsenes Publikum und es sind einige Inhalte zu verzeichnen, die eine Alterseinschränkung notwendig machen. Eine sehr derbe und teilweise sexualisierte Sprache herrscht vor und auch einige Sexszenen sind zu sehen. Mehrmals werden Personen geohrfeigt, einmal sieht man eine Auspeitschung mit einer Rute, es wird auf lebende Tauben geschossen, wobei Blut einer Taube ins Gesicht einer Frau spritzt, ein nackter Mann wird mit Obst und Gemüse beworfen und eine Frau wird von einem Pferd hinterhergeschliffen. Etliche Szenen sind verstörend und für ein jüngeres Publikum nicht geeignet, so wird zum Beispiel gezeigt, wie eine Frau auf ein Kaninchen tritt, bis dieses vor Schmerzen quietscht. Die Spannungsbögen werden durchgehend aufrechterhalten, es gibt kaum entlastende Szenen. Die Grundstimmung ist düster und es gibt kein eindeutiges Gut-Böse-Schema. Die Haupt-Identifikationsfigur ist sehr zwiespältig zu betrachten und wandelt sich scheinbar im Laufe der Handlung. Die Kommission entschied sich daher für eine Freigabeempfehlung ab 12 Jahren. Das für Jugendliche lebensferne historische Setting hilft dabei, sich emotional zu distanzieren, und somit ist ab diesem Alter eine Desorientierung und emotionale Verstörung auszuschließen.

Regisseur Yorgos Lanthimos nahm die wahren Ereignisse um die Vorgänge am Hof zur Zeit der Herrschaft von Queen Anne als Vorlage, um ein bitterböses und bizarres Bild der englischen Monarchie im beginnenden 18. Jahrhundert zu zeichnen. Eingebettet in ein detailgetreues und opulentes Setting, agiert eine herausragende Schauspieler/innen-Riege, die die Absurditäten, Intrigen und Heucheleien der damaligen Elite ungeschönt und grotesk überhöht darstellt und dabei auch Rückschlüsse auf so manche politische Realität der Gegenwart zulässt. Eine exzellente und außergewöhnliche Kameraführung, oftmals stark verfremdete Bilder und eine verstörend schöne Fischaugen-Optik verleihen dem Film eine interessante Spannung. Scharf geschliffene Dialoge und sarkastischer Humor zeichnen den Film aus und machen ihn zu einem Erlebnis, das auch für ältere jugendliche Rezipient/innen geeignet ist und viele Diskussionsanlässe bietet. Die Kommission hebt daher den Film mit „empfehlenswert ab 16 Jahren als Historienfilm“ hervor.

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