Filmdatenbank der Jugendmedienkommission (JMK)

Details zu einem Film

Titel: Zweitland

Originaltitel: Zweitland
Filmtyp: Langfilm
Herstellungsjahr: 2025
Herkunftsländer: Deutschland, Italien, Österreich
Länge: 01:53:01 (hh:mm:ss)
Sprachversion: dt., tlw. ital. / dt. U
Sprache Ton
Regie: Michael Kofler
DarstellerInnen: Thomas Prenn (Paul), Aenne Schwarz (Anna), Laurence Rupp (Anton), Niclas Carli (Thomas), Francesco Acquaroli (Lombardo), Andrea Fuorto (Alessandro), Roland Selva (Holzer), Fabian Mair Mitterer (Hans), Gabriele Mazzoni (Brigadier), Leo Seppi (Peter), Eva Kuen (Köhlerwirtin), Joshua Bader (Heinz), Michael Fuith (Richard), Jasmin Mairhofer (Brandnerin), Caterina Gabanella (Lucia), Markus Schwärzer (Georg), Benno Steinegger (Brandner), Martin Thaler (Bezirksschuldirektor), Helmuth Häusler (Josef), Carmen Gratl (Maria)
Verleiher: Filmladen Filmverleih GmbH

Inhalt: Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde Südtirol Italien zugesprochen. Jetzt, im Jahr 1961, wird die Region durch eine Serie von separatistischen Bombenanschlägen auf Strommasten erschüttert. Während der junge Paul der Perspektivelosigkeit seines Dorfes entkommen und in München Malerei studieren möchte, kämpft sein älterer Bruder Anton kompromisslos für die deutschsprachige Minderheit. Dies hat weitreichende Folgen für die ganze Familie und Paul bleibt in Südtirol, um Antons Frau Anna auf dem Bauernhof zu unterstützen ...

Alterskennzeichnung: Eine dramatische und ernste Grundstimmung herrscht hier vor. Es gibt so gut wie keine entlastenden Momente. Zudem kommt, dass es sich um eine sehr komplexe Geschichte handelt, sowohl in historischer Hinsicht als auch auf zwischenmenschlicher Ebene. Auch die nicht eindeutige Zuordenbarkeit von „Gut“ und „Böse“ könnte ein ganz junges Publikum überfordern.
Relevante Punkte aus Sicht des Jugendschutzes sind auch: der Konflikt zwischen den Brüdern, die Situation von Anna und des kleinen Sohnes Thomas, Folter im Gefängnis, Willkür und Demütigung, denen die Südtiroler Bevölkerung ausgesetzt ist, Bedrohung durch Carabinieri, Andeutung sexueller Übergriffe, bewaffneter Widerstand. Vor allem auch zu nennen: Erschießungen von Carabinieri, die Hinrichtungen gleichkommen.
Einiges wird nicht explizit ins Bild gesetzt, hat aber dennoch eine erschütternde Wirkung. Bedrohliche Situationen werden durch die Tonebene verstärkt. Auch Aspekte wie existenzielle Vernichtung, Ausgrenzung, Berufsverbot, jahrelanges Leben im Untergrund kommen vor.
Erschwerend kommt hinzu, dass es sich um einen realen historischen Hintergrund handelt.
Es wird eine Freigabe ab 14 Jahren empfohlen (Anm: großteils im Südtiroler Dialekt; Überlänge).

Positivkennzeichnung: Vielschichtige Problematiken, sowohl auf historischer als auch auf persönlicher Ebene, werden hier eindrucksvoll geschildert. Ein hervorragendes Schauspiel-Ensemble trägt dazu bei.
Unzählige komplexe Themen kommen vor: Radikalisierung im Widerstand, Vorurteile (auf beiden Seiten), Umgang mit Sprachgruppen, Minderheitenrechte, Schulsystem, patriarchale Strukturen, Emanzipation der Frauen. Die Charaktere werden facettenreich gezeichnet. Letztlich bleiben alle bei diesem Konflikt auf der Strecke, für alle zieht er Konsequenzen nach sich.
Der Film bildet gewissermaßen auch einen Teil der jüngeren österreichischen Geschichte ab. Auf historischer Ebene setzt dieses Familiendrama ein bestimmtes Vorwissen voraus, kann aber durchaus dazu anregen, sich mit der Geschichte Südtirols, der Autonomiebewegung bzw. dem Autonomiestatus sowie mit der Komplexität von separatistischen Bestrebungen auch heutzutage genauer zu beschäftigen.
Empfehlenswert als Drama vor zeitgeschichtlichem Hintergrund ab 16 Jahren.

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